Johannes Brahms

Quartett op. 25

für Orchester arrangiert von ARNOLD SCHÖNBERG

Vier Sätze

I. Allegro
II. Intermezzo
III. Andante con moto
IV. Rondo. Alla zingarese

Die Orchesterbearbeitung von Johannes Brahms‘ Klavierquartett in g-Moll op. 25 kam 1938 unter Otto Klemperers Leitung in Los Angeles zur Uraufführung. Dieses Arrangement stellt nach der Suite in G-Dur, den Variationen für Blasorchester und der Einrichtung eines Cembalokonzerts von Monn als Cellokonzert einen weiteren Tribut an die an der Dur-Moll-Tonalität orientierten Programmierungs-Gewohnheiten von Schönbergs Zeitgenossen dar. Die Brahms-Bearbeitung hatte auf Dauer bedeutend mehr Erfolg als die ältere Transkription des Monn-Konzerts, die offenkundig zu schwierig zu realisieren war.

Schönberg hat dem Rezensenten des San Francisco Chronical eine ausführliche Stellungnahme zukommen lassen, in der er seine Absichten bei der Brahms-Orchestrierung begründete:

1. Ich liebe das Stück,
2. Es wird selten gespielt,
3. Es wird immer schlecht gespielt, weil der Pianist desto lauter spielt je besser er ist, und man nichts von den Streichern, und das habe ich erreicht.

Meine Absichten: Streng im Stil von Brahms zu bleiben und nicht weiter zu gehen als er selbst gegangen wäre, wenn er heute noch lebte.

2. Alle diese Gesetze sorgfältig zu beachten, die Brahms befolgte, und keine von denen zu verletzen, die nur Musiker kennen, welche in seiner Umgebung aufgewachsen sind.

Wie ich das gemacht habe:
Ich bin seit fast 50 Jahren mit dem Stil von Brahms und seinen Prinzipien gründlich bekannt. Ich habe viele seiner Werke für mich selbst und mit meinen Schülern analysiert. Ich habe als Violaspieler und Cellist dieses Werk und andere oft gespielt: ich wußte daher, wie es klingen soll. Ich hatte nur den Klang auf das Orchester zu übertragen, und das habe ich getan.

Der Versuchung, das reichhaltige Orchester zu massiv werden zu lassen, ist Schönberg in diesem Werk nicht entgangen. Auch unter vorsichtigen Dirigenten und bei hervorragenden Orchestern entarten Aufführungen der Brahms-Bearbeitung häufig in eine Lärmorgie, die von der Rasanz des zündenden ungarischen Tanzes, mit dem die Komposition endet, meist noch zusätzlich »angeheizt« wird.

Tatsächlich haben sich die Schwierigkeiten, die das Original den Ausführenden in Sachen Klangbalance aufgibt, mit der Schönbergschen Orchestrierung nur auf eine andere Ebene verlagert. Und doch wurde das Werk zu einem der meistgespielten aus Schönbergs Feder, nicht zuletzt, weil die Dirigenten gern die Vergrößerung des mit vier Werken allzu schmalen symphonischen Brahms-Katalogs hinnehmen. Die Fünfte Brahms, wie diese Quartett-Orchestrierung gern genannt wird, erfreut sich daher großer Beliebtheit. Otto Klemperer, Dirigent der Uraufführung, bezeichnet sie sogar als »wahre Offenbarung«.



↑DA CAPO